Kuh-Parkplatz auf dem Monte Lisser in den Alpen
Kuh-Parkplatz auf dem Monte Lisser in den Alpen

Noch einmal in die Alpen

Einmal noch in die Alpen. Da geht es ja dann nahezu genauso hoch, wie in die Anden. Also so ein bisschen zumindest. Zusammen mit Dietmar, meinem Lieblingsschrauber und Defender-Mentor und Det ging es in den vergangenen Tagen nochmal in Richtung mitteleuropäisches Hochgebirge, um dort Nik und AWo zu treffen. Wer hier häufiger mitliest, dem sind die beiden bekannt: Die Herausgeber von Matsch&Piste sind erfahrene Offroad-Reisende und waren mit ihrer Landrover Serie2a in den italienischen Ostalpen unterwegs. Grund genug, um uns den beiden anzuschließen.

Auf dem Weg dorthin machen wir einen kleinen Abstecher an den Ammersee und nach Andex und ich versuche mich darin, den beiden – Dietmar und Det – den bayerischen Begriff für eine halbe Maß Bier beizubringen. A Hoibe. Wenn Dietmar es ausspricht, hört es sich an wie „ah Haaalbe“. Nicht schlecht. Zumindest die Basis ist geschaffen. Aber scheinbar braucht es noch ein bisschen Zeit, vielleicht auch noch eine Hoibe, bis das flüssig von der Zunge kommt.

Hoch auf den Monte Lisser

Wir sind unterwegs nach Nordost-Italien, quer durch die Alpen, in die Alpen. Von Selva di Gringo meandriert die manchmal nur einspurige Straße erst über erstaunliche Spitzkehren auf mehr als 1.000 Meter Höhe und wird dann von einem Hochplateau mit unendlichen Weiden und Wiesen abgelöst. Das, was wir letztlich bis auf 1.630 Metern mit unseren Autos zurückgelegt und uns auch ein bisschen den Berg hoch gequält haben, radelt so manch italienischer Opa in Rennradmontur ganz locker hoch. Natürlich ohne eine einzige Schweissperle auf der Stirn.

Schotterwege, noch ein paar Spitzkehren. Oben auf dem Monte Lisser angekommen bietet sich ein wahnsinniger Blick über Enego – Fernblick, Sonnenuntergang und das läuten der Kuhglocken. Atemberaubend. Hier oben in den Alpen zu sein, das kenne ich. Früher waren wir öfter mal im Karwendel. Halleranger Alm, Pfeishütte, diese Gegend. Von Berghütte zu Berghütte wandern, auf Innsbruck runter schauen. Auf der ein oder anderen Berghütte übernachten. Okay, das ist jetzt nicht so sensationell. Aber nicht nur hier oben zu sein, sondern mehr oder minder unter freiem Himmel zu übernachten, das nenne ich atemberaubend.

 

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Vorher gibt es noch eine Grillung, ein Lagerfeuer und den nächsten Sprachtest. Aktueller Stand: „a hoalbe“. Das „a“ sehr kurz gesprochen. Nun denn, da müssen wir noch dran arbeiten.

Bevor sich der Vollmond über dem Monte Lisser breit machen konnte, hat der „El Gordo“ noch Bekanntschaft mit Lisa, Elsa und ihren 14 Freundinnen gemacht. Sie haben das Auto mal ordentlich angesabbert und und sich kräftig dran geschubbert. Wundert mich nicht: Dort oben gibt es keine Bäume mehr. Da schubbert sich die Kuh halt auch mal gerne an einem Defender. Würde ich auch tun, wenn ich Kuh wäre.

Sonnenuntergang am Monte Lisser in den Alpen
Sonnenuntergang am Monte Lisser in den Alpen

Als der Wecker um vier Uhr dreißig klingelte, sah es schon so aus, als ob das mit dem spektakulären Sonnenaufgang nichts werden würde. Überall Wolken an den Bergspitzen und reichlich Nebel in den Tälern. Nach eineinhalb Stunden im Klappstuhl hätte die Sonne prall am Himmel stehen sollen. Stattdessen war da nur ein knallroter Feuerball, der dann und wann mal zwischen den Wolken hervorlugte. Zeit für eine weitere Mütze Schlaf. Gute Nacht.

Und die war wirklich gut. Die frische Bergluft, die Stille und die doch ein bisschen anstrengende Tour am Vortag haben für einen ziemlich ruhigen und erholsamen Schlaf gesorgt.

Guliano und die alten  Männer

Der kommende Tag führte uns zum Fort Belvedere Gschwent. Ein altes Fort, ähnlich der Forts rund um Verdun. Gleiche Zeit (erster Weltkrieg), gleicher Unfug (Krieg), nur andere Parteien (Österreich und Italien), die sich gegenüber stehen. Runter vom Hochplateau mit Zwischenstopp in Foza. Im kleinen Alimentari von Guliano und seiner Tochter Lara gab es nicht nur reichlich Käse und Speck und Gemüse und Brot, sondern auch gleich ein echtes und herzliches Willkommen für uns Durchreisende. Guliano ließ es sich nicht nehmen und schnitt reichlich von seinem besten Speck herunter. Dazu gab es kalten Pinot; standesgemäß im Plastikbecher. Morgens um zehn. Davon wollte ich natürlich eine Flasche mitnehmen. Und nach hinlänglichen Erfahrungen im Bezug auf Weinabfüllung in Italien war mir klar, dass es den Wein nicht in der schweren und sperrigen Glasflasche gab, sondern in der wiederverwerteten PET-Wasserflasche. Die sind in Italien samt Wasser im Supermarkt billiger, als eine neue Glasflasche. So sagte uns das schon der Dingens (Namen vergessen) in Tropea, der darin immer sein Acqua di Calabria abgefüllt hat. Zwei Euro pro eineinhalb Liter Flasche. Zwei Euro, so wie auf dem Markt in Tropea alles zwei Euro kostete; unabgängig von der Menge: Ein Sack voller Tomaten? Zwei Euro. Ein Stück Käse? Zwei Euro. Ein Netz Zwiebeln? Zwei Euro. Und eine einzelne Tomate? Natürlich auch zwei Euro.

Im Alimentari von Guliano und Lara

Zurück in den italienischen Norden und in die Alpen. Guliano und Lara waren sehr begeistert von meinen kurzen Erzählungen über die Panamericana. Soweit man sich mit ein paar Brocken italienisch, gemischtem Kauderwelsch auf meiner Seite und ebenso unfertigen Sprachkenntnissen in englisch auf der anderen Seite nun mal unterhalten kann. „Unglaublich“, soviel habe ich dann noch rausbekommen. Sie folgen uns auf Facebook, haben sie gesagt. Wir sollen nach der Reise wiederkommen, haben sie auch gesagt.

 

Auf dem Weg zum Fort Gschwent haben wir nicht nur Bekanntschaft mit Kühen gemacht, die mitten auf der Straße stehen, sondern auch mit Schäferhunden, die sich ihr Revier verteidigend mit Anlauf auf den Defender gestürzt haben. Vorsichthalber habe ich das Fenster zu gemacht; wer weiß, ob die beiden Australian Shepherd nicht am Wochenende beim Agility-Training waren und ins Auto springen wollten. Wollten sie nicht, sie haben dann doch gekniffen.

Gekniffen war auch Det. Nicht in den sprichwörtlichen Hintern, sondern irgendwo in den Schlauch. Permanenter Ölverlust sorgten für eine Zwangspause irgendwo oben und auf halber Strecke. Man muss sich das so vorstellen: Man fährt eine gute halbe Stunde auf einer Schotterpiste durch den Wald. Hie und da ein Radfahrer, der sich den Berg hochschiebt. Aber sonst? Niemand. Oben, am Ende des Waldes, stehen wieder Kühe im Weg. Braune, nicht zu wenig. Und wir, besser gesagt Dietmar, Det und AWo liegen kopfüber im Motorraum des Discovery und versuchen das Leck zu finden und zu schließen. Kühe, überall KüheUnd genau dort oben in der Einsamkeit, da kommt ein kleiner, blauer Suzuki vorbei mit einem blauen Licht auf dem Dach. Drin sitzen zwei Carabinieri, stramm, mit sauberer und perfekt gebügelter Uniform. Dazu eine bunt verspiegelte Sonnenbrille. Sie bremsen, schauen bewusst kritisch durch die Seitenscheibe und geben gaaaanz langsam wieder Gas. So fliegt die Zeit dahin, während die Schrauber schrauben und die Schreiber schreiben. Eine halbe Stunde später. Ein kleiner grüner Suzuki kommt vorbei mit einem blauen Licht auf dem Dach. Drin sitzen diesmal drei Carabinieri, stramm, mit sauberer und perfekt gebügelter Uniform. Dazu eine bunt verspiegelte Sonnenbrille. Sie bremsen, schauen bewusst kritisch durch die Seitenscheibe, grüßen  lieblos bis unfreundlich, wie man das als Carabinieri wohl tun muss und geben gaaaanz langsam wieder Gas.

„Zeit für a Höbe“, sagt Dietmar. Ich bin ein bisschen froh, dass er eine kleine Flasche Wasser in der Hand hat. Während des Schraubens scheint mir der Konsum von kühlem Bier zwar angemessen, aber noch nicht angebracht. Das Auto will ja erstmal repariert sein. Wurde es auch. Die Schrauber unter den Männern, also die die nicht den Schreibern unter den Männern zuzurechnen sind, haben den Discovery wieder flott gemacht. Zumindest vorübergehend.

Die Schotterpisten ziehen sich hin. Kilometer lang immer wieder ein bisschen den Berg hoch. Und zwischendrin immer wieder Gatter, die Nik aus dem Führungs-Landy rausspringend öffnet und nach dem letzten Auto wieder schließt. In den Kurven stehen kurzzeitig verlassene Autos. Unweit davon finden sich Menschen, die hier oben ein wenig Abkühlung suchen. Sei es schlafend oder essend. So wie das ältere Pärchen, dass in der Kehre einer Serpentinenstraße nahezu eine ganz Küche aufgebaut hat. Einen Holztisch, zwei Stühle, Tischdecke. Die Szenerie erinnert ein bisschen an „Tischlein deck‘ Dich“. Ich hätte mich gut für ein Stündchen dazu setzen können. Und anschließend eine Traumstunde im Gras.

Und irgendwann kann man die Schilder nicht mehr ignorieren
Und irgendwann kann man die Schilder nicht mehr ignorieren

Es werden so vierzig oder fünfzig Kilometer gewesen sein, die wir in rund fünf Stunden absolviert haben. Immer wieder Zwangspausen, weil Pisten entgegen der Karten doch gesperrt sind. Wir könnten zwar durchfahren, entscheiden uns aber dagegen. Die Sperre wird schon ihren Grund haben. Also wieder zurück, Meter um Meter, Kurve um Kurve, Stein um Stein. Das geht schon ziemlich in die Knochen. Fahren auf Schotter schlaucht, weil man ja doch immer aufpassen muss, wo eine Rinne ausgewaschen ist und wo ein spitzerer Stein liegt. Zu spitz für die Reifen. Das hätte echt noch gefehlt heute.

Irgendwie waren sich alle einig, dass wir einen Campingplatz suchen sollten, um mal wieder duschen zu können. Die Nacht verbringen wir am Rande eines kleines Tales direkt am Wald. Ein perfekter Brutplatz für Mücken. So scheint es nicht nur, meine Füße schauen am nächsten Morgen aus wie eine verlassene Marslandschaft. Überall kleine, rote Erhebungen. Wahrscheinlich würde es dem Mars auch ziemlich jucken, wenn man an seiner Oberfläche kratzen würde.

Alberto und Carlos, vom Wein und zerbrochenen Zaun

Am Abend, also vor dieser zerstochenen Nacht, machen wir noch die freundliche Bekanntschaft mit den Campingplatzbewohnern. Szene 1, „der Zaun“, Klappe. Auftritt des Protagonisten, nennen wir ihn Alberto, 68. Alberto kämpft sich in kurzer Hose und ohne Hemd den Weg zu uns hinauf. Sechs Höhenmeter über eine kleine steile Treppe. Er sagt wenig, eher nichts, als er prüfend unsere Autos abschreitet und uns keines Blickes würdigt. Lediglich der Grill, auf den er mahnend zeigt, findet seine Beachtung. Er murmelt etwas in seinen nicht vorhandenen Bart und geht weiter. Kommt wieder. Stellt sich mit einer Hand in den Hüften vor uns hin und deutet auf den kaputten Zaun ein paar Meter weiter den Hang hoch. Ein bisschen ehrfürchtig sitzen wir in unserem Stuhlkreis und verstehen kein Wort. Nun gut, wir denken irgendwann, wir verstünden, was er sagt. Er möchte mit uns den Zaun reparieren, durch den letzten Nacht jemand hinawe gebrochen sei. Das dauere nur eine halbe Stunde. Ein bisschen voreilig stimmt einer aus der Gruppe zu. Alberto zieht zufrieden von dannen. Er läßt sich am Abend nicht mehr blicken. Wahrscheinlich war unsere Übersetzung nicht ganz richtig.

Unverhofft. Carlos' Wein
Unverhofft. Carlos‘ Wein

Szene 2, „der Wein“, Klappe. Auftritt des Protagonisten, nennen wir ihn Carlos, 71. Carlos  kämpft sich in kurzer Hose und mit Unterhemd den Weg zu uns hinauf. In seiner rechten Hand hält er eine Flasche Rotwein. Noch bevor er uns erreicht, sagt er, dass er kein Wort Deutsch könne. Soviel war zu verstehen. Forsch kommt er auf AWo zu, verlangt einen Korkenzieher und deutet an, dass dieser edle Tropfen, ein Veronese, ein Geschenk von ihm an uns sei. AWo, von ihm direkt angesprochen, ist ein bisschen perplex und reicht ihm zwei Plastikbecher, die Carlos umgehend reichlich füllt, einen davon AWo in die Hand drückt, mit ihm anstößt, trinkt und verschwindet. Exakt so schnell. Neben der Flasche Wein hat er bei uns reichlich Redebedarf dagelassen: über die Gastfreundschaft in anderen Ländern. Ich dürfte spannenden Erzählungen über verschenkte Taschenlampen in Rumänien und Gastfreundschaft in Albanien lauschen. Und der Erinnerung an die Geschichten von David und Eva von ihrer Reise in den Osten. Stand heute sind es noch 47 Tage, bis unsere Reise losgeht. Die Erzählungen der Mitreisenden machen Lust aufs losfahren. Jetzt! Gleich!

Wahrscheinlich waren nach der Schottertour alle ein bisschen zu groggi. Den Sprachkurs haben wir an diesem Abend ausfallen lassen. Besser war das, es wäre heute keine „hoibe“ mehr geworden.

Einsame Momenten

Campingplatz am Fort Gschwent
Campingplatz am Fort Gschwent

Man spürt am nächsten Morgen gut, wie sehr auch das miteinander Reisen anstrengt. Fünf unterschiedliche Typen, durch die gemeinsame Tour auf einen begrenzten Zeitraum miteinander verwoben. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem jeder einmal Zeit und Platz für sich alleine braucht. Über den Campingplatz weht ein heißer Duft von Rühreiern, die Dietmar auf seinen heruntergeklappten Sandblechen brutzelt, während Det gute 20 Meter weiter hinter seinem Disco sitzt und in einem Reiseführer schmökert. Nik und AWo sind auch schon seit geraumer Zeit verschwunden und genießen fließendes und warmes Wasser; wer weiß, wann es die nächste Dusche gibt. Und ich sitze am anderen Ende unserer riesigen Parzelle und beobachte von meinem Hochsitz aus Alberto dabei, wie er im Trainingsanzug und Baseball-bemützt Chiara, den zigarettenschachtelgroßen Yorkshire-Terrier-Mischling über den Platz spazieren führt und nach dem Rechten sieht. Morgens, um kurz nach sieben.

Die Strecken werden immer besser

Was für Farben!
Was für Farben!

Am Donnerstag geht es im Konvoi weiter in Richtung Longarone. Der Stausee im Vajont-Tal wurde 1960 erstmals mit Wasser gefüllt. Im Oktober 1963 stürzte soviel Gestein vom Monte Toc in den Stausee, dass sich eine 70 Meter hohe Flutwelle auftürmte, die Staumauer überspülte und das unterhalb der Staumauer am Ende des Tals gelegene Örtchen Longarone vollständig zerstörte. Rund 2.000 Menschen sind damals gestorben. Heute ist der Stausee freilich kein Stausee mehr, sondern eine Gedenkstätte.

Der weitere Weg führt uns in Richtung Lago di Ca‘ Selva, einem Ruinensee gut 70 Kilometer westlich von Longarone. Die Strecke führt uns wieder über toll zu fahrende Strada Provinciale, Strada Stratale und Strada Regionale vorbei an eisblauem Wasser unzähliger Flüsschen und Seen. Eigentlich müsste man an jedem anhalten und mindestens die Füsse reinhalten.

Lago di Ca' Selva
Lago di Ca‘ Selva

Vor Redona geht es runter von der SR552, die uns am nächsten Tag noch über den Passo Rest führt. Heute geht es links auf die nächste Schotterpiste in Richtung Ca’Selva, über die Staumauer drüber und dann immer entlang des Ufers. Die Wege werden enger, die Abgründe neben der Beifahrertür tiefer. Die Strecke ist gut befahrbar, bis sie irgendwann im Gebüsch einfach endet. Umdrehen und wieder zurück. Im Lago di Ca‘ Selva wurde seinerzeit ein ganzes Dorf (bewusst) versenkt. Wenn das Wasser tief genug steht, dann schauen oben noch die Häuser und Kirchturmspitzen heraus. Das Glück, selbige zu sehen, haben wir zwar nicht, aber wer braucht schon diese Extra-Portion, wenn das Glück ob der tollen Strecken eh aus allen Poren rinnt?

Auf der Hälfte des Rückwegs runter zur asphaltierten Straße suchen wir uns einen Übernachtungsplatz; und werden, wenig überraschend, auch fündig. Home is where you park it – Übernachtung geht überall. Kaum ist das Lager aufgebaut, gesellt sich ein roter Volvo 240 mit Berliner Kennzeichen zu uns. Michael steigt aus und mit ihm Yimmi im Schlepptau. Der eine ist (nach eigenem Bekunden!) so etwas wie ein übrig gebliebener Althippie, der andere sein Terrier-Mischling an der langen Leine. Michael, wenn Du hier mitliest: viele Grüße!

Michael + Yimmi
Michael + Yimmi

Wir hatten so kurzerhand die Chance, wieder etwas für unser Karma zu tun und Punkte zu sammeln. Also haben wir die beiden – eher Michael als Yimmi – zum Bleiben, Grillen und Quasseln eingeladen. Entwickelt hat sich ein echt netter Abend, der mal ein bisschen Abwechslung in die sonst allgegenwärtigen Benzingespräche gebracht hat. Das Gewitter links und die paar Steine, die rechts vom Berg gefallen sind, haben uns nur unter Dietmars Markise vertrieben und enger zusammenrücken lassen. Positiver Nebeneffekt: Wir haben an diesem Abend sogar unseren Sprachkurs vergessen.

Rauch über dem Passo Rest

Passo Rest
Passo Rest

Passo Rest. Forcola die Mont Rest. Rest Pass. Egal wie man diesen Teil der SR552 in den karnischen Voralpen nun nennt. Man könnte ihn auch einfach „ziemlich geil“ schimpfen. Wer auf schmale Straßen, tolle Ausblicke und enge Spitzkehren steht, der sollte mal einen kleinen Ausflug hierhin machen. Einbahnstraße mit Gegenverkehr hat Det den Pass genannt. Nur kam der nicht, der Gegenverkehr. Vielleicht lag es am Wochentag, vielleicht ist der Pass grundätzlich kaum befahren, weil man ihn wahrscheinlich nur dann freiwillig fährt, wenn man ihn fahren darf und nicht muss. Wie dem auch sei, es war eine rechte Gaudi. Zumindest, wenn man über eine Servolenkung in seinem Auto verfügt. AWo nicht und das Leiden beim Lenkradeinschlag war ihm in mancher Kurve anzusehen. Aber die Mühe hat sich gelohnt. Kaum eine schönere Straße, die ich bisher irgendwo gefahren bin und auch so ein bisschen der Höhepunkt unserer Tour durch die Alpen.

„Bei mir qualmt’s!“, knarzte es auf Kanal 29. Und in der nächsten Kurve kam schon weißer Rauch unter der weißen Motorhaube hervor. Die Überbrückungsreparatur war nur von vorübergehendem Erfolg gekrönt und das Provisorium löste sich in ebendieser Kurve irgendwo hinter dem Passo Rest in eben solchen auflöste. Rauch. Und es hat so geraucht, dass klar war, dass an dieser Stelle für Det Schluss sein würde. Und weil wir natürlich niemanden zurücklassen, haben wir uns an dieser Stelle nicht nur von Det, sondern auch von Dietmar getrennt. Die beiden kümmerten sich fortan um den kaputten Disco und einen geeigneten Übernachtungsplatz für zwei. Und wir drei Verbliebenen haben uns langsam auf den Weg Richtung Österreich aufgemacht.

Letzte Alpen-Etappe: Strada Panoramica

Letztes Highlight unserer Reise war eine spontane Abkürzung über die Strada Panoramica delle Dolomiti, vorbei an den drei Zinnen, eingerahmt von kahlen Felsen. Auf Facebook gibt es dazu das passende 360°-Panoramabild. Wie es wirklich war, lässt sich auf dem Bild kaum einfangen, genauso wenig, wie unser anschließendes Picknick an einem eiskalten Gletscherbach.

Was sich allerdings einfangen lässt, ist meine Begeisterung über die Tour. Es hat riesigen Spaß gemacht, uns von AWo durch die Alpen führen zu lassen. Je kleiner die Straße auf der Landkarte, desto größer die Chance, Land und Leute (und Kühe) kennenzulernen. Wie soll das erst werden, wenn wir erst mal auf der Panamericana unterwegs sind und nicht „nur“ auf der Panoramica?

Bedauerlich, dass wir die Tour nicht gemeinsam zu Ende bringen konnten. Auf dem Campingplatz unserer letzten Etappe, im Stubaital, waren wir nur noch zu dritt. Dementsprechend ist die Finalisierung unseres kleinen Sprachkurses auch ausgefallen. Alle sind wieder daheim, nur der Discovery steht noch irgendwo in einer kleinen Werkstatt gen Italien und wartet darauf, vom ADAC aufgelesen zu werden. Das kann nur ein bisschen dauern, bis zu vier Wochen haben sie gesagt.

Einziger Wermutstropfen unserer Tour: Wir konnten unseren Sprachkurs „Bayerisch Bierbestellung for Runnaways“ nicht zu Ende bringen. Ich befürchte, ich werde nie erfahren, ob Dietmar, wenn er mal allein auf Andex sein sollte, verdursten muss. Wenn ihr ihn irgendwo dort aufgreifen solltet, seid so gut und spendiert ihm was. Vielleicht a Hoibe. Oder wenigstens  an Schnitt.

 

» mehr Bilder von der Tour findest Du in unserem „Bilderbuch Alpen