Peninsula Valdes

Nach 1.700 Kilometern sind wir endlich auf Valdes angekommen. Stundenlang wie am Bindfaden gezogene Straßn, immer gerade aus. Alle Nas’ lang mal ein Auto oder LKW, alle paar Stunden eine kleine Stadt oder eine YPF-Tankstelle, eine Lebensmittelkontrolle oder eine Mautstelle. Und dann endlich die Peninsula Valdes.

Valdes – 3.600 Quadratkilometer Weltnaturerbe

Valdes ist eine rund 3.600 Quadratkilometer große Halbinsel an der argentinischen Atlantikküste, UNESCO Weltnaturerbe und weitestgehend unberührte Wüstenlandschaft. In unseren Breitengraden bekannt geworden ist Valdes wegen der vor der Küste vorbeiziehenden Orcas, die an Land hechten, um eine der Robben als Vorspeise zu vertilgen. Dabei gibt es natürlich neben der Orcas noch zahlreiche andere Tiere, viele verschiedene Vogelarten, Seeelefanten und –löwen, Wale, Gürteltiere, Guanacos und ach was weiß ich noch alles. Schafe gibt es auch, aber das ist ja jetzt nicht so erwähnenswert.

Sonnenuntergang auf Valdés
Sonnenuntergang auf Valdes

Valdes ist viel größer als wir uns die Halbinsel vorgestellt haben. Um die einzelnen Aussichtspunkte, Buchten und Strände zu erreichen, ist man schon mal ein paar Stunden unterwegs. Die Straßen sind geschotterte Wellblechpisten mit unzähligen kleinen Querrillen, gefüllt mit ultra-feinem Sand. Fahren ist sensationell beschissen, das Auto quietscht und wackelt an allen Ecken. Und der Staub der Strecke kriecht in jede Ritze. Geschlossene Fenster und trotzdem wird die Sonnenbrille dreckig; tief einatmen geht nicht, weil wir das Gefühl haben, dass der Wüstenstaub im geschlossenen Auto tief in unsere Lungen kriecht. Als wir nach zwei Tagen Valdes in Puerto Madryn ankommen, verbringen wir erstmal zwei Stunden mit dem Putzen den Autos; von innen und außen. In der Nacht schließen wir uns ungewollt ein, weil der Mechanismus der Hecktür so verstaubt ist, dass das Schloss nicht mehr aufgeht. Aber das sind nur die Kollateralschäden zwei schöner Tage auf Valdes.

Sand- und Schotterpisten
Sand- und Schotterpisten

Wild Camping ist zwar nicht erlaubt, aber es wird an einigen Stellen auf der Insel geduldet. Wir verbringen die Nächte direkt am Wasser, belohnt werden wir mit einem sensationellen Sonnenuntergang – wir sind uns einig, dass es der schönste ist, den wir je gesehen haben. Und immer weht der Wind, dieser patagonische. Immer! Und es gibt in dieser kargen platten Landschaft keinen einzigen Baum, der das Zeltdach unseres Reisemobils schützt. Immer schlägt der Wind gegen die Zeltplane. In einer Nacht stellen wir das Auto zweimal um und drehen die Nase wieder in den Wind, damit es wenigstens ein bisschen erträglich bleibt.

Die Tiere lassen sich nicht in so großer Vielfalt sehen, wie wir gehofft hatten. Orcas haben wir genauso wenig gesehen, wie Laufvögel und Gürteltiere. Das tut aber dem Ausflug keinen Abbruch. Wale, Pinguine und Seelöwen/-elefanten gab es zu Genüge. Dazu die reizvolle Landschaft, die unglaubliche Stille und das Erlebnis einer einzigartigen Insel.

Wir sind uns noch nicht ganz einig, ob Valdes das Must-See ist, als dass es immer angepriesen wird. So viel gibt es in Patagonien eh nicht zu bestaunen, da ist diese Ecke schon eine besondere Ausnahme. Wer hier in der Gegend ist, sollte auf jeden Fall hin fahren. Aber extra hierhin? Einig sind wir uns, was den Eintrittspreis anbelangt. Gut 22 Euro kostet die Einreise pro Person. Ein Haufen Geld, keine Frage. Aber wir betrachten das nicht als Eintrittsgeld in einen Naturpark, sondern als Beitrag zur Erhaltung einer einmaligen Landschaft. Schön, dass solche Flecken noch nicht dem Tourismus zum Opfer gefallen sind.

Mehr Bilder gibt es in unserem Bilderbuch Valdes