Der letzte Arbeitstag liegt hinter mir. Hinter Michaela schon lange. Hase1 kümmert sich schon seit geraumer Zeit vermehrt um die Reiseplanung. Für mich hat nun auch eine neue Zeitrechnung angefangen. Morgen habe ich nichts mehr zu tun. Zumindest nicht das, womit ich die letzten 18 Jahre meines Lebens verbracht habe: in und für meine Mitarbeiter, meine Kunden und meine Firma zu leben. Morgen früh kann ich aufstehen und nicht mehr ins Büro fahren. Vielleicht radle ich zum Bäcker. Vielleicht auch nicht. Vielleicht schaue ich Barbara Salesch im Wohnzimmer unserer Zwischen-WG. Vielleicht auch nicht. Vielleicht tue ich einfach mal nichts. Kaum vorstellbar.
Das ist tatsächlich kaum vorstellbar. Denn die Umgebungsvariablen unserer Reise ändern sich diese Woche vielleicht; und damit unsere gesamte Zeitplanung. Aber von vorn.
Die Grimaldi-Reederei und ihr Fahrplan
Anfang vergangener Woche hat uns Grimaldi mitgeteilt, dass unser Schiff (voraussichtlich!) erst am 31.10.2016 ab Hamburg abfahren wird. Das war ein echter Schock! Denn das ursprünglich angepeilte Abreisedatum lag Mitte September, also sieben bis acht Wochen früher. Ihr könnt Euch vorstellen, dass da auf einmal ganz viel Frust in der Luft lag!
Zum einen passt das überhaupt nicht in unsere Reisepläne. Eigentlich ist es ja egal, wann wir in Südamerika ankommen. Wir haben ja erstmal nichts vor. Aber wir können nicht „irgendwann“ nach Alaska fahren. Schon im September liegt die mittlere Temperatur in Prudhoe Bay (Alaska), dem Endpunkt unserer Reise nur noch knapp über dem Gefrierpunkt (tagsüber!). Im Oktober kann es schon deutlich unter die -10°-Grenze gehen. Prudhoe Bay liegt auf dem 70. Breitengrad und damit ziemlich genauso nördlich wie das Nordkap; unter anderem bedingt durch die Nähe zur Eisgrenze des Nordpolarmeeres, ist es im Schnitt aber um einige Grade kälter. Die optimale Reisezeit für ganz Alaska insgesamt liegt in den Monaten Juli und August. Und das möchten wir natürlich nicht verpassen. Wenn sich nun unsere Abfahrt nach Südamerika bis Ende Oktober verschiebt, dann bleiben uns bei Ankunft in Montevideo Ende November nur noch etwas mehr als ein halbes Jahr von Ushuaia bis Prudhoe Bay. Das hatten wir anders geplant.
Zum anderen feiere ich Ende Oktober meinen 40. Geburtstag. Und seit Beginn der Reiseplanung bin ich immer davon ausgegangen, meinen runden Geburtstag auf einem Frachtschiff mitten auf dem Atlantik zu verbringen. Nicht, dass das wichtig wäre. Aber gefreut habe ich mich schon darauf …
Aus 135 Tagen werden 81
Letztlich ist bis Ende Oktober noch soviel Zeit, dass wir fast davon ausgehen, dass auch der 31.10. nicht zu halten ist. Irgendwann im November wollten wir dann also doch nicht fahren. Also haben wir uns mit der Reederei in Verbindung gesetzt. Ein Telefonat und zwei E-Mails später sieht die Welt schon wieder ganz anders aus und versetzt uns in leichte Panik. Das aktuelle Angebot: statt Ende Oktober auf der Grande Sao Paolo könnten wir auch am 6. September 2016 mit der Grande Angola fahren.
Und das bringt uns jetzt wirklich durcheinander. Denn mit Anfang September hätten wir jetzt auch wieder nicht gerechnet. Zumal wir vier Tage später, am 10.09. mit Freunden und Familie eine kleine Abschiedsparty feiern wollten. Theoretisch wäre der neue Zeitplan toll! Unsere eigenen Termine haben wir bis Ende August geplant. Danach ist eigentlich gähnende Leere. Die freie Zeit im September wollten wir nutzen, um noch ein Praktikum in einer Landrover-Werkstatt zu machen, die letzten Formalitäten zu klären und hie und da noch ein paar Freunde zu einem letzten Glas Wein vor der Reise zu treffen. Das gerät jetzt alles ganz schön durcheinander.
Klar, wir rechnen auch nicht damit, dass der 06.09.2016 gehalten wird. Auch die Abfahrt der Grande Angola wird sich nochmal um ein paar Tage nach hinten verschieben. Insofern sollte wenigstens der Party nichts im Wege stehen. Und wenn doch, dann müssen halt alle eingeladenen ohne uns unsere Reise feiern. Auch nicht schlecht …
Für uns wird alles auf einmal sehr konkret. Raus aus dem Job und quasi schon rauf aufs Schiff. Diese Woche werden wir uns entscheiden. Alles, was noch niet- und nagelfest gemacht werden muss, wollen wir bis Freitag klären: Versicherungen, Krankenkassen, Reisedokumente. Und wenn am Freitag alles geregelt ist oder regelbar erscheint, dann stelle ich den Countdown auf der Startseite von 135 auf 81 Tage.