SPOT Gen3 – GPS-Tracking und Notruf-System. Nein, für diesen Artikel werden wir nicht bezahlt ;-)
Die Atacama-Wüste erstreckt sich über satte 1.200 Kilometer entlang der Pazifikküste Chiles und Perus, vom Meer bis in die Hochlagen der Anden. Gebeutelt von Starkregenfällen und durchzogen von Gebieten, in denen es – so sagt man – seit Jahrzehnten kein einziges Mal geregnet hat. Landschaften, auf die wir uns unglaublich freuen. Und vor denen wir auch nicht wenig Respekt haben. Neulich bin ich im Internet über ein Bild aus der Atacama-Gegend gestolpert, das die nächste Tankstelle nach 684 Kilometern ankündigt. Okay, wir haben einen Zusatztank, das macht Hoffnung. Aber was tut man, wenn man mitten in der einsamsten Einsamkeit zwei Platten, aber nur einen Ersatzreifen hat? Was macht man, wenn der Defender von einer riesigen Käferschnecke (Polyplacophora) umgeschubst wird? Und was macht man, wenn uns nicht nur der Sprit, sondern auch der Whiskey ausgeht? Was ich hier so amüsant beschreibe, hat für uns doch einen ganz ernsten Hintergrund: Was macht man, wenn man nicht mehr kann, aber keiner da ist, der hilft?
Satelliten-Telefon oder GPS-Tracker?
Nachdem in den entlegenen Gebieten weder die Netzabdeckung für das Mobiltelefon ausreichend, noch irgendwo ein Wifi-Hotspot zur Verfügung stehen werden, bleiben nicht mehr so viele Alternativen. „Iridium“ schwirrt mir bei solchen Gedanken immer wieder durch den Kopf. Iridium ist ein weltweites Kommunikationssystem auf Basis von Satelliten. Die Mobiltelefone so groß wie die C-Netz-Geräte Anfang der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, die Kosten für Telefon und Grundgebühr so teuer wie ein Kleinwagen in Südafrika. Das waren zumindest meine Erinnerungen. Satelliten-Telefone sind für uns das falsche Mittel: Zu teuer in der Anschaffung, zu teuer im monatlichen Unterhalt. Und telefonieren wollen wir in der Wüste auch nicht. Bleiben GPS-Tracker.
SPOT Gen3
Von den kleinen SPOT-Geräten hatte mir Glander schon bei unserem Treffen bei Matzker erzählt. Seine Frau könne so immer nachverfolgen, wo er sich gerade aufhält. Keine schlechte Idee. Aber damit weiß sie immer noch nicht, wenn irgendetwas in die Binsen gegangen ist. Das aktuelle SPOT Gen3 verfügt über eine Reihe von Funktionen, die wie für uns gemacht scheinen:
- fortlaufendes Tracking (auf öffentlicher oder geheimer Karte)
- Check-in-Tracking mit Textmessage an definierte Kontakte
- Help-Message an definierte Kontakt
- SOS-Notruf an GEOS
Fortlaufendes Tracking
Mittels des fortlaufenden Trackings werden in vordefinierten Abständen von 2,5 bis 60 Minuten GPS-Positionssignale gesendet, die auf einer Google Map eingetragen werden. So lässt sich die aktuelle Position jederzeit nachvollziehen. Für jeden denkbaren Einsatz gibt es quasi die richtigen Tracking-Abstände: alle 2,5 Minuten für Extremsportarten (Klettern, Wüsten-Marathon, u. ä.) oder 60 Minuten für langsame Frachtschiffe auf dem Weg nach Südamerika. Das Tracking kann natürlich auch manuell abgeschaltet werden. Über einen Bewegungssensor kann das Tracking auch nur bei aktiver Bewegung eingeschaltet werden, sodass zum Beispiel nichts gesendet wird, wenn man beim dritten Bier in einer Strandbar sitzt. Auf der einen Seite muss das ja nicht jeder wissen, auf der anderen Seite spart das die Batterielebensdauer.
Check-in-Tracking mit Textmessage an definierte Kontakte
Mittels des Check-in-Buttons können die Geo-Position und eine vorher definierte Textmessage („Hey, alles okay, wir melden uns bald wieder“) per E-Mail und SMS an bis zu 50 vorher definierte Kontakte gesendet werden. Ja, warum ist das jetzt wichtig, wenn man die Position auch über das fortlaufende Tracking sehen kann? Ich denke da spontan an Naturkatastrophen, Anschläge oder ähnliches. Nicht immer hat man kurzfristig die Möglichkeit, sich daheim zu melden und zu beruhigen. Mit dem Check-in sendet man ein kurzes Lebenszeichen (literaly) nach Hause und alle können beruhigt(er) weiter schlafen.
Help-Message an definierte Kontakte
Nicht immer muss bei einem Notfall gleich die ganze Save and Rescue-Armada anrücken. Wenn das Benzin ausgegangen oder der Keilriemen gerissen ist, dann braucht es weder Krankenwagen noch Hubschrauber. Aber es kann trotzdem hilfreich sein, sich bemerkbar machen zu können. Auch bei dieser Funktion können Kontakte und eine Nachricht vordefiniert werden, die bei Knopfdruck eine Benachrichtigung erhalten.
SOS-Notruf an GEOS
Ähnlich der Seilwinde am Defender ist diese Funktion eine Art Versicherung für uns. Wenn (und weil) wir sie haben, werden wir sie nicht brauchen. Hoffentlich. Ein Knopfdruck auf den SOS-Button alarmiert das International Emergency Response Coordination Centre – IERCC in Houston, Texas. Die wiederum alarmieren lokale Rettungskräfte und koordinieren den Einsatz. Manchmal sieht am Hubschrauber mit dem großen orangen Aufkleber „SAR“ (Save and Rescue) auch über Deutschland am Himmel. Diese Jungs gehören dazu. Der Clou: Für einen minimalen jährlichen Aufpreis von 15 EUR (mehr zu den SPOT-Kosten unten) kann man eine Versicherung abschließen, die Rettungseinsätze bis zu 100.000 US-$ übernimmt. Wer sich einmal mit den Kosten für eine Hubschrauber-Flugstunde beschäftigt hat, wird das zu schätzen wissen.
SPOT Gen3 – der Gerät
Knapp so groß wie eine Zigarettenschachtel kommt SPOT Gen3 daher. Orange-schwarz, Spritzwasser geschützt und an einem Bändel mit Klettverschluss und Karabinerhaken. Eigentlich ist es selbsterklärend. Trotzdem empfehle ich dringend das SPOT Gen3-Erklärvideo (unten) – allein, weil es sehr lustig ist. Ich freue mich auf die Shiatsu-Massage!
So viel gibt es nicht zu erklären. Vielleicht zwei Hinweise. Die Anleitung spricht immer von freier Sicht auf den Himmel, damit die GPS-Ortung einwandfrei funktioniert. Das klappt natürlich auch im Auto oder in Gebäuden (dort zumindest am Fenster). Es dürfte aber auch klar sein, dass in Höhlen, Tiefgaragen oder in den tiefsten Urwaldtälern nicht zwingend eine Satellitenverbindung steht. Wer eine Bestätigung hierfür braucht, kann das an den rot oder grün blinkenden Status-LED ablesen.
Ein anderes Thema ist die Batterielebensdauer. Diese ist natürlich sehr stark davon abhängig, wie häufig ein Tracking-Signal gesendet wird und wie gut die Satelliten-Verbindung ist (klarer Himmel, Wolken, Hindernisse). Man kennt das ja vom iPhone: Ortungsdienste ziehen Saft, insbesondere, wenn man sich im Haus aufhält und nicht unter freiem Himmel. Als Beispielwert gibt der Hersteller an:
- 8 Stunden aktives Tracking im 30 Minuten-Intervall bei 100% klarem Blick auf den Himmel: 78 Tage
- 24 Stunden aktives Tracking im 5 Minuten-Intervall bei 50% klarem Himmel: 4,5 Tage
- 8 Stunden aktives Tracking im 60 Minuten-Intervall bei klarem Himmel: 156 Tage
Dabei handelt es sich freilich nur um Richtwerte. Wer sich die gesamte Tabelle ansieht, wird aber schnell sehen, dass er ausreichend Zeit hat, bis die Batterien gewechselt werden müssen. Davon braucht das Gerät 4 AAA-Batterien (aka Micro), die es auch als Akkus gibt. Als Akkus können die Batterien gleich via USB-Kabel im SPOT Gen3 geladen werden. Und selbst ohne Batterien ist der SPOT Gen3 via USB-Kabel (zum Beispiel am Zigarettenanzünder) betriebsfähig. Wir werden auf Nummer sicher gehen und einfach ein zweites Pack Batterien einpacken.
Was kostet der SPOT Gen3?
Satelliten-Telefonie ist uns zu teuer. Also stellt sich die Frage, was denn der SPOT Gen3 kostet. Bei Amazon kostet er 155,58 Euro. Amazon hat damit das günstigste Angebot, das wir finden konnten. Damit hat man zunächst einmal das Gerät gekauft. Dazu kommt aber auf jeden Fall noch ein jährlicher Servicevertrag, den man nicht vergessen darf. Je nach Funktionen wird es mehr oder minder teuer, ein bisschen undurchsichtig sind die Vertragsoptionen schon. Der normale Basis-Service kostet 137,40 EUR zzgl. Steuern pro Jahr. Hierin enthalten ist das normale Tracking (5, 10, 30, 60 Minuten), das Check-in-Messaging und natürlich auch der SOS-Notruf. Das Tracking muss alle 24 Stunden manuell aktiviert werden. Als Erweiterung gibt es das Unlimited- oder Extreme-Tracking. Hier kann auch im zweieinhalb Minuten-Intervall und ohne manuelle Reaktivierung getrackt werden. Der Aufpreis beträgt ab 31,71 Euro zzgl. Steuern pro Jahr. Und es gibt die GEOS-Einsatzversicherung für schlappe 15,00 Euro zzgl. Steuern pro Jahr. Mehr zu den Preisen und Optionen gibt es in der SPOT-Preisliste.
Wir haben uns für das Paket bestehend aus Basis-Service, Unlimited-Tracking und GEOS-Versicherung entschieden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 216,23 Euro pro Jahr, also 18,01 Euro pro Monat. Das ist ein sehr überschaubarer Preis, insbesondere im Vergleich zu einem Iridium-Telefon.
SPOT Shared Map
Neben dem SOS-Notruf und der Positionsmeldung gibt es noch ein kleines Gimmick, das wir sowieso für uns und für Euch gesucht haben: das Tracking auf Google Maps. Mit einer SPOT Shared Map kann man unsere öffentlichen Log-ins jederzeit nachverfolgen. Uns findet ihr auf dieser Karte. Entweder diesen kryptischen Link (http://panamericana.de/spotme) speichern oder oben in der Navigation „unsere aktuelle Position“ auswählen. Dort solltet ihr uns finden, sobald wir unterwegs sind.
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