Auf einmal geht alles dann doch ganz schnell. Nachdem die Reederei unser Schiff immer weiter nach hinten verschoben hat und wir statt wie geplant Mitte September nun Ende Oktober hätten abfahren sollen, haben wir mit ein bisschen Geschick und Muße umgebucht und fahren jetzt doch Anfang September. Aktuell zeigt der Timetable unseres Frachtschiffes Grande Angola den 6.9.2016 als Estimated Time of Departure an. Mal schauen, ob es dabei bleibt….
Mit einem Schlag ist uns dann klar geworden, dass doch nicht mehr so viel Zeit bleibt, um alles zu erledigen und alle Reisevorbereitungen zu treffen. Auf einmal sind es nicht mehr 130 Tage, sondern nur noch 80. Stand heute sogar nur noch 75. Irgendwie kommt es uns so vor, als hätten wir uns selbst überrumpelt. Kein Countdown in den zweistelligen Bereich. Zack, einfach 50 Tage weniger! Klar, wir freuen uns absurd kindisch – inklusive kleinem Tänzchen in der WG-Küche – darüber, dass es bald los geht. Aber es ist auf einmal so real geworden. Wenn Du Dich einmal auf einen Zeitplan eingestellt hat und ihn Dir selbst zunichte machst, dann hat das halt Folgen.
Wir haben also direkt angefangen, einzelne Sachen und Termine oder Verabredungen umzuplanen. Gerd und Vera nochmal in Berlin besuchen: (voraussichtlich) gestrichen. Willys Fernreisetreffen Anfang September: gestrichen. Besuch hier, Treffen dort: alles, was wir für September und Oktober geplant hatten: gestrichen. Total schade, weil wir uns ja doch gefreut hätten, den ein oder anderen nochmal zu sehen und wir wissen jetzt, dass das vielleicht nicht mehr klappen wird …
Und viele Dinge, die wir ganz gemütlich angehen wollten, lassen uns zwischenzeitlich in puren Aktionismus verfallen. Vieles lässt sich zwar regeln, nichtsdestotrotz will auch das gut geplant sein, weil wir in den kommenden Wochen immer zwischen Augsburg und Aachen hin- und herpendeln wollen oder müssen. Einige Sachen lassen sich halt hier oder dort nur vor Ort erledigen. Und wirklich doof wird es bei den Reisevorbereitungen immer dann, wenn wir die Sachen nicht selbst im Griff haben oder überrascht werden. Zum Beispiel mit der Drohne.
Drohne
Mit auf die Reise soll(te) unsere Kamera-Drohne (Phantom3) gehen, damit wir ein paar schöne Fotos von oben machen können. Klar, man darf nicht überall damit rumfliegen und wir wären nie auf die Idee gekommen, mit der Drohne über dem Machu Picchu oder mitten in der Stadt zu kreisen. Dass Drohnen aber gänzlich verboten sein könnten, damit hatte ich nicht gerechnet. Dank Francis‘ Übersicht „Drohnen-Gesetze in 78 Ländern“ versuchen wir uns jetzt mit dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und der IHK abzustimmen, was wir in welchen Ländern dürfen oder zu erwarten hätten. Und die IHK verweist just heute auf die Aussenhandelskammern (Mehrzahl) aller Länder, die wir bereisen. Man kann sich vorstellen, was ich gerade denke …
Schade, wenn wir die Drohne nicht mitnehmen könnten. Momentan schätze ich die Chancen auf 30:70.
Versicherung Auto
Was für ein leidiges Thema. Eine Kasko-Versicherung für Süd- oder Mittelamerika zu bekommen, ist nahezu aussichtslos. Daran werkeln wir jetzt schon seit Monaten herum. Unzählige Ansprechpartner, kein Ergebnis. Heißt: Ist das Auto weg, dann ist es weg. Kein Ersatz.
Dazu kommt jetzt auch noch das Problem mit der heimischen Versicherung. Wir sind bisher davon ausgegangen, dass wir die deutsche Versicherung ruhend stellen können, sobald das Auto den Kontinent verlassen hat. Denn die Versicherung zahlt es nichts mehr, wenn wir uns in anderen Ländern befinden. Was vor kurzem noch einfach war, ist heute nicht mehr möglich. Und obwohl der Fall fast bis zum Vorstand des Versicherungskonzerns hocheskaliert wurde, lässt sich da niemand erweichen. Eigentlich müssten wir jetzt die Versicherung wechseln. Dafür bleibt aber keine Zeit. Wir suchen also noch nach einer vernünftigen Lösung.
Praktikum in der Landrover-Werkstatt
Darauf hatte ich mich bei der ganzen Reisevorbereitung mit am meisten gefreut. Ich wollte noch unbedingt ein einwöchiges Praktikum beim freundlichen Landrover-Schrauber machen. Der Schrauber meines Vertrauens ist Ingo und sein Team von der Landygarage Lubert in Düren. In wo? Düren! Mittig zwischen Aachen und Köln gelegen. Gut, das hört sich nicht gerade nach einem Mekka für Defender-Fahrer an. Aber der Weg zu Ingo hat sich für mich immer gelohnt. Zuerst wegen entsprechender Empfehlungen, heute fahre ich aus tiefster Überzeugung dahin!
Es spricht ja auch für sich, dass Ingo mir angeboten hat, ein kleines Praktikum bei ihm in der Werkstatt zu machen, damit ich unterwegs mehr am Auto tun kann, als Reifen wechseln und Wischwasser nachfüllen. Das muss ich jetzt auch noch irgendwie im Zeitplan unterbringen (siehe oben: pendeln).
Unsere Reisevorbereitungen: Getting things done
Das sind nur drei Dinge, die uns momentan bewegen. Natürlich gibt es auch noch so profane Aufgaben wie Klamotten kaufen, Auto testen (aus dem Nordkap sind die Alpen geworden), Technik im Auto verbauen (WLAN-Extender, 3G-Hotspot, etc.), packen, packen, packen. Und Freunde treffen. Es muss halt alles erledigt werden. Genauso wie vorher auch, nur in doppelter Geschwindigkeit. Denn was nicht erledigt ist, bleibt liegen. Sind wir erstmal auf dem Schiff, dann ist es zu spät.