„Atacama, Sergio, neuer Wunderstürmer von Bayer Leverkusen“, schrieb mein Mitschüler Thorsten O. damals in der Klausur auf die Frage nach selbiger Wüste. Ich hätte nicht gedacht, jemals hierhin zu kommen. Dass es für diese Antwort nur null Punkte gab, habe ich aber nicht vergessen.
Die Atacama ist die trockenste Region der Erde. Sie zieht sich über hunderte Kilometer entlang der chilenischen Pazifikküste bis in die Anden hoch. Und eigentlich hört sie in Chile nur deswegen auf, weil die Grenze nach Peru ihr einen unnatürlichen Strich durch die Landschaft macht.
Durch die Atacama führt die Ruta 5 Norte, der Panamerican Highway. Und weil der inzwischen ab Santiago de Chile durchgängig asphaltiert ist, kommt man auch ziemlich zügig durch die Wüste. Vorausgesetzt, man hat genug Sprit im Tank. Denn Tankstellen oder gar Ortschaften sind hier ziemliche Mangelware. Ganz im Gegensatz zur patagonischen Einöde in Argentinien zum Beispiel.
Wir beide sind nun nicht die „Wüstentypen“, wüste Typen gleich gar nicht, aber die Atacama hat schon ihren Reiz. Mal platt wie eine Flunder, mal die riesigen Anden mit schneebedeckten Gipfeln fast in Reichweite; als könnte man den Arm aus dem Fenster strecken und einen Sechstausender anfassen. Mal ist die Wüste im Westen eingefasst von schroffer Pazifikküste, mal im Osten von wunderbar grünen Oasen. Stundenlang sieht man nichts. Und auf einmal fährt man in ein großes grünes Loch, in dem die wundersamsten Pflanzen grünen.
Neben unserem Besuch des ESO Observatories auf dem Cerro Paranal war die Übernachtung mitten in der Atacama ein absolutes Highlight unseres Trips entlang der Panamericana. Tagsüber warm, die Sonne bruzelt auf den mehr als zweieinhalbtausend Höhenmetern ordentlich auf den Pelz, wird es nachts knackig kalt. Und ruhig. Still. Totenstill. Es ist nichts zu hören. Absolut nichts mit Ausnahme des Rauschens des Blutes im eigenen Ohr. Die Sterne zum Greifen nah, so unglaublich hell. Kein Wunder, dass hier oben das ein oder andere Weltraumteleskop steht: Lichtverschmutzung ist hier nahezu unbekannt.
Wir haben uns sehr schnell an diese unglaubliche Stille und Einsamkeit gewöhnt. So schnell, dass wir Nachts beim leisesten Geräusch aufgewacht sind. So ein Land Rover macht halt ab und zu auch leise Geräusche. Nur haben wir die bisher nie gehört. In der Atacama schon, als wir beide auf einmal hellwach im Bett saßen …