„Was ist das richtige Reisemobil?“ – diese Frage beschäftigte uns eigentlich erst, als wir schon mitten auf der Panamericana unterwegs waren. Der Land Rover Defender, den wir mit viel Zeit und Muße und helfenden Händen umgebaut haben, bietet nur ein beschränktes Platzangebot. Dafür ist er wendig, geländegängig, übersichtlich und vor allem robust. Von der oft zitierten Pannenanfälligkeit des Defenders sind wir verschont geblieben. Aus meiner Sicht liegt das vor allem daran, dass ich das Schrauben immer denen überlassen habe, die sich damit auskennen. Also nicht denen, die meinen, sich damit auszukennen … Trotz allem, trotz der unglaublichen Nächte in der Atacama, den rumpeligen Traumpfaden am Paso Roballos oder auf 4.778 Metern Höhe am Paso de Agua Negra – am Ende waren wir uns doch einig, dass der Defender nicht das perfekte Auto für die nächsten Touren sein wird. Aber lest selbst, was vor und nach der Panamericana passiert(e).
Reisemobil 1: Land Rover Defender
Der Defender ist – mal abgesehen vom begrenzten Platzangebot – das Nonplusultra unter den Reisemobilen. Aus unserer Sicht vereint er alles, was ein Reisemobil haben muss. Von der Zuverlässigkeit und Robustheit, über den Wow-Faktor und die Anpassungsfähigkeit (allein begrenzt durch Geldbeutel und Vorstellungskraft) bis hin zur Wendigkeit. Und die ist nicht zu unterschätzen. Der Defender ist nicht größer (länger), als viele anderen Mittelklasse-Autos. Und damit und auch Dank des geringen Gewichts, kommt man nahezu überall hin, wohin man kommen möchte. Sei es in die kleinen Städtchen, unter Brücken durch oder über Brücken drüber, in Parkhäuser auf Übernachtungsplätze. Wer iOverlander nutzt, der kennt die Kategorie „Big Rig Friendly“. Die kann man mit dem Defender getrost außer Acht lassen. So groß ist er halt nicht. Und auch die Verbrauchs- und Unterhaltskosten sind durchaus moderat. Allein bei heftigem Gegenwind in den Weiten Patagoniens schnellt der Verbrauch auch mal auf knapp 20 Liter hoch. In der Regel sind wir aber mit rund 10 Litern auf hundert Kilometern gut hingekommen.
Was mit eine der größten Stärken des Defenders ist, ist aber wohl auch eine seiner Schwächen: die Größe. Groß ist er wohl wirklich nicht. Für zwei Reisende passt der Platz ganz gut. Man muss sich mögen und man sollte vornehmlich bei gutem Wetter unterwegs sein. Denn wenn es draußen mal nicht mehr so schön ist, wenn Dich ein Zyklon begleitet oder dauerhafter Regen, dann wir es drinnen vielleicht doch ein bisschen zu eng. Schlafen und kochen geht nicht gleichzeitig. Eigentlich geht drinnen überhaupt nichts gleichzeitig. Eigentlich geht drinnen sowieso nur im Notfall was. Denn richtig viel Platz ist halt nicht.
Wer sehen will, wie der Defender innen und außer aussieht, kann einen Blick in die Bildergalerie Defender werfen. Und hier gibt es nochmal eine Übersicht über Blogartikel, die sich mit dem Defender-Umbau befassen:
- Innenausbau skizzieren
- Hubdach
- Umbau – Phase 1
- Sandbleche und Kanisterhalter
- Frisch- und Trinkwasser
- Sitzecke und Notbett
- Ich packe meine Sachen
Der Defender hat uns von 2015 bis 2018 begleitet. Heute ist er in guten Händen wieder irgendwo in Südamerika unterwegs. Losgelassen hat uns das Defender-Thema freilich nie. Trotz Versuch Nr. 2 mit dem T6 haben wir uns Anfang 2021 wieder einen Defender zugelegt (Bj. 2014). Als nicht umgebautes Alltags-Mobil für die Fahrt zwischen Arbeitsplatz und Eisdiele ;-)
Versuch 2: VW T6 Caravelle lang
Parallel zum Defender haben wir uns einen VW T6 Caravelle mit langem Randstand zugelegt. Die grundsätzliche Überlegung dabei: Zum einen soll das zukünftige Reisemobil ein bisschen mehr Platz und Komfort bieten, als der Defender. Nach dem unser neuer vierbeiniger Reisebegleiter erstmal nicht aufhören wollte zu wachsen, was klar: da muss mehr Platz her. Zum anderen sollte das Reisemobil gleichzeitig auch als Alltagsmobil taugen. Und da sind grobstollige Reifen, Seilwinde & Co. zwar nicht hinderlich, aber auch irgendwie wenig sinnvoll.
Der „Innenausbau“, nennen wir ihn mal so, stammt diesmal nicht aus unserer Hand, sondern von VanEssa Mobilcamping. Praktisch und in modularer Bauweise gibt es da das Campingmodul mit Kühlbox, Spüle und Gasbrenner. Dazu noch ein ziemlich bequemes Bett und eine zweite Batterie. Mehr braucht’s vermutlich nicht. Zumindest nicht für den ein oder anderen Kurztrip an die kroatische oder italienische Mittelmeer-Küste. Der T6 ist wirklich langstreckentauglich, äußerst komfortabel und durch den drehbaren Beifahrersitz bringt er auch im Innenraum ein bisschen Campingfeeling mit sich. Auch bei -19 Grad in Nordschweden. Aber seien wir doch mal ehrlich, dem Caravelle/Multivan fehlt zum Reisemobil vor allem eines: der Wow-Faktor! Den hat er wirklich nicht.
Und wer dazu noch plant, auch abseits asphaltierter Straßen unterwegs zu sein, offroad oder in der Wüste, der kann es entweder mit der Allrad-Variante und einem Seikel-Umbau versuchen. Oder eben gleich mit einem anderen Untersatz.
Unsere Liebe zum T6 ist relativ schnell erkaltet. 2017 gekauft haben wir ihn 2020 schon wieder (in gute Hände) abgegeben. Vermutlich treibt er sich heute auf Campingplätzen in der Eifel und am belgischen Nordseestrand herun. Dort ist er auch ganz gut aufgehoben.
Nr. 3: Unimog
Und manchmal werden Kleinejungsträume doch noch wahr. Mein Vater hat in grauer Vorzeit, irgendwann zu Beginn der Neunzehnhundertachtziger mal im Auftrag seines Arbeitgebers einen Unimog beschafft und mir einen Unimog, es wird ein U1300 gewesen sein, als Modellauto mitgebracht. Der stand auch 2020 noch in meinem Regal im Homeoffice. Und vermutlich habe ich mir den da zu häufig angeschaut, denn aus dem kleinen Modellauto ein ausgewachsener Großmännertraum geworden.
Am 26.09.1995 hat der Unimog der Baureihe 437 seinen Dienst bei der französischen Feuerwehr angetreten. Nach seinem Rentenbescheid ist er nach Deutschland übergesiedelt und wurde in der Werkstatt von Andrés Team mehrmals auf links gedreht und technisch quasi runderneuert. Der Bau des Koffers und der Innenausbau folgt jetzt nach unseren Ideen und Plänen. Mal schauen, wohin uns der Unimog in den kommenden Jahren noch bringen wird. Ein paar Eindrücke gibt es auf Instagram: @unimogexplorer.
Dabei ist er in vielen Punkten erstmal genau das Gegenteil des Defenders. Ja, er ist robust und (für seine Verhältnisse) auch sehr wendig. Aber bei den Abmessungen fängt es schon an. Zwar ist er kürzer als man denkt, aber er ist sehr hoch. Mit Hubdach sind es rund 3,50 Meter. Und damit kommt man schon mal nicht mehr durch den klassischen Drive in. Und zweitens ist er schwer. Mit 7,49 to. vielleicht nicht ganz so schwer, wie so mancher Overland-Truck, aber auch nicht so leicht wie der Defender. Manche Brückenüberfahrt in Südamerika hätte ich mir da wohl nochmal überlegt … und lieber den Umweg über das Flussbett genommen. Aber, und das ist dann halt auch den Abmessungen zu verdanken, das Platzangebot ist wirklich umwerfend groß. Dabei haben wir uns auch noch ein ganz besonderes Gimmick gegönnt: das Hubdach. Wie auch beim Defender schlafen wir nicht im „Kofferraum“, sondern oben drüber. Das spart nicht nur jede Menge Platz im Koffer, sondern bietet auch wieder diesen mitunter atemberaubenden Ausblick in den Nachthimmel.
Dann wollen wir mal schauen, wie lange wir Freunde bleiben – hier gehts zum Bilderbuch Unimog